Der Baum will leben

19/08/2025

Der Baum will leben 

von Anna Maria Hosta 

Der Baum will leben

von Anna Maria Hosta – 19.8.2025

Ich fühl' mich so allein in dieser Welt,

hab' mich auf einen kühlen Pfad gestellt,

mit selt'nen und sonderbaren Wegen,

es wundert mich, daß ich noch bin am Leben.

Ich stand da gleich einem Gänseblümchen,

es wurd' bewundert und darauf getreten

und später dann, als Margarite groß,

da steh' ich und werd' abgemäht mal bloß.

So wie eine Palme wächst ganz langsam,

doch stetig immer dicker wird der Stamm.

In der Krone sich die Samen bilden,

daraus kann man kostbar' Öl gewinnen.

Doch Öl gewinnt man nur mit einer Mühle,

das ist das kummervolle Los der Saat.

Doch ist das ja ein Zustand hoher Reife,

wo sich das Wesen der Vollendung naht.

Der Mühle Druck kann sein wie eine Mistel,

die so schmerzhaft sticht wie eine Distel,

sie bohrt sich in den Stamm und saugt ihn aus.

Verwundet blutet er und will nach Haus.

Was so ein Baum auf Dauer hat erfahren,

ließ ihn aufrecht steh'n im Prüfverfahren,

ja, aufrecht steht er da an seinem Ort

und spendet Schatten oder manches gute Wort.

So viel gesehen hat ein guter Baum,

die Menschenkinder finden bei ihm Raum

und bringt er gute Frucht zu seiner Zeit,

das wird gescheh'n, wenn er zum Dienst bereit.