Winters Flucht

27/03/2024

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben

( 1798 - 1874 )

Dem Winter wird der Tag zu lang,

Ihn schreckt der Vögel Lustgesang;

Er horcht, und hört's mit Gram und Neid,

Und was er sieht, das tut ihm leid;

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Er flieht der Sonne milden Schein,

Sein eigner Schatten macht ihm Pein;

Er wandelt über grüne Saat

Und Gras und Keime früh und spat:

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Wo ist mein silberweißes Kleid?

Mein Hut, mit Demantstaub beschneit?

Er schämt sich wie ein Bettelmann,

Und läuft, was er nur laufen kann.

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Und hinterdrein scherzt Jung und Alt

In Luft und Wasser, Feld und Wald;

Der Kiebitz schreit, die Biene summt,

Der Kuckuck ruft, der Käfer brummt;

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Doch weil's noch fehlt an Spott und Hohn,

So quakt der Frosch vor Ostern schon.